Herdenschutz

Herdenschutz ist eine Kombination von Schutzmaßnahmen für in Herden gehaltene Weidetiere gegen unterschiedliche Bedrohungen. In Europa verbindet sich damit der Schutz vor Großraubtieren wie Wölfen, Luchsen und Braunbären und ist somit gegebenenfalls ein Bestandteil des Wolfsmanagements. 

Jäger Wolf

Wölfe durchstreifen in unseren Breiten Reviere von etwa 30 000 Hektar, das entspricht in etwa der Fläche des Bundeslandes Bremen. Sie legen dabei oft Strecken von über 50 Kilometern zurück. Es ist dabei sehr wahrscheinlich, dass sie auch an Weiden oder Höfen mit Nutztieren vorbeikommen.
Wölfe sind Beutegreifer, die sich nahezu ausschließlich von Fleisch ernähren. Sie jagen in unseren Breiten in erster Linie Rehe, Rothirsche und junge Wildschweine. Aber sie unterscheiden nicht zwischen Wild- und Haustier. Ungeschützte Nutztiere sind deshalb gefährdet, insbe- sondere Schafe und Ziegen. Verluste von ausgewachsenen Kühen und Pferden sind nur sehr selten.
Betroffen sind insbesondere Regionen, in denen der Wolf erstmals auftaucht – und das kann prinzipiell in Deutschland überall der Fall sein. Bei den langen Streifzügen unterlaufen oder unterwühlen sie eher Hindernisse wie Gestrüpp, anstatt drüber zu springen. Dieses Verhalten dient wahrscheinlich der Vermeidung von Verletzungen und ist auch Grundlage von Herdenschutzmaßnahmen.

Bild Wolf © Cornelia Arens - KlickFaszination

Hund oder Wolf – wer war‘s?

Länder mit gutem Wolfsmanagement leisten Haltern Hilfestellung und sorgen für eine faire Entschädigungsregelung. Doch zuerst muss die Frage geklärt werden: War der Verursacher wirklich ein Wolf? Und das ist gar nicht so einfach. Verletzungen durch Wölfe sind meistens von außen kaum zu sehen. Vor allem bei Schafen verdeckt die dicke Wolle die Bisswunden. Sie werden erst dann sichtbar, wenn dem Tier das Fell abgezogen wird. Viele, auf den ganzen Körper verteilte Bissverletzungen deuten auf Hunde hin. Wölfe töten das Tier meist durch einen gezielten Kehlbiss.
Der Abstand der Eckzahnlöcher beträgt oben und unten ca. 4-5 cm. Da Wölfe mit großer Kraft zubeißen, hat das Opfer immer schwere Verletzungen. 

WICHTIG: Lassen Sie das tote Tier in jedem Fall von Fachleuten begutachten und rühren Sie den „Tatort“ nicht an. Nur so besteht eine Chance, anhand der Spuren und Hinweise zu erkennen, wer es war. Verletzte Tiere werden selbstverständlich sofort versorgt. 

Bundesweit kommt jedoch auch es immer wieder zu Überfällen von wildernden Hunden auf Nutztiere. In Regionen, in denen auch Wölfe leben, muss deshalb genau hingeschaut werden, wer denn wirklich der „Täter“ war – es muss nicht zwangsläufig immer der Wolf sein. Derzeit gilt in allen Bundesländern, in denen bereits Wölfe nachgewiesen wurden, die Regel: Ist der Wolf als Verursacher nicht auszuschließen, kann der Halter eine Entschädigung erhalten. 
Informieren Sie bitte sofort den Artenschutzbeauftragten Ihres Bundeslandes. Der Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. informiert Sie dazu gerne. 
Bild Wolf © Cornelia Arens - KlickFaszination

Böser Wolf oder typisch Raubtier?

Leider werden gelegentlich bei Wolfsübergriffen auf Schafe mehrere Tiere getötet, obwohl eines als Beute gereicht hätte. Leicht werden die Wölfe dann als Bestien verteufelt. Dabei tun sie nichts anderes, als sich in einer unnatürlichen Situation natürlich zu verhalten. Im Wald gibt es keine Elektrozäune, sondern die Beutetiere laufen weg, sobald eines angegriffen wird. Eingepferchte Tiere können das nicht und lösen deshalb immer wieder den Reflex des Jagens und Tötens aus. Das ist, so traurig auch für den Halter, für den Wolf in freier Wildbahn sinnvoll. Er muss sich und seine Familie ernähren und jede Beute greifen, die er bekommen kann. Er nutzt schlichtweg die seltene Gelegenheit und sorgt für schlechte Zeiten vor, ein für Raubtiere typisches Verhalten. Von Füchsen und Mardern in Hühnerställen ist dieses Phänomen seit langem bekannt. 
Bild Herdenschutzzaun © LUPUS

Wie schütze ich meine Tiere vor dem Wolf?

Vorsorge ist in jedem Fall besser als Nachsorge. Die Erfahrung in Deutschland und im Ausland hat gezeigt, dass sich Verluste durch geeigneten Schutz gering halten lassen. Der Nebeneffekt durch die Anwendung von Herdenschutzmaßnamen ist auch, dass Hunde abgehalten werden, in die Herde zu gehen. Die Empfehlungen für den Herdenschutz liegen in ihren Maßen oft über dem anerkannten Grundschutz in den Managementplänen. Die Anschaffungskosten für Maßnahmen zum Grundschutz, aber auch für den empfohlenen Schutz werden in den von freilebenden Wölfen betroffenen Bundesländern meist zu 80 bis 100% übernommen. Bitte vor Maßnahmenbeginn mit ihrem zuständigen Landesministerium Kontakt aufnehmen. 

Die flexible Lösung – Elektrozäune („Euro-Netze“) 
  • Maschenweite 20 cm, Spannung von ca. 5000 Volt, Weidegerät: Entladeenergie 5 Joule 
  
  • Höhe 120 cm, das kann auch durch ein 105cm Netz mit darüber liegender Breitbandlitze erreicht werden. 
  
  • Sie müssen die Weide von allen Seiten umschließen. Gräben und Bäche halten Wölfe nicht auf. 
  
  • Den unteren Draht von Bewuchs wie Gras freihalten, damit der Strom nicht in die Erde abgeleitet wird. 
  
  • Der Zaun muss überall mit dem Boden abschließen, es dürfen keine Lücken unter dem Zaun entstehen 
  
  • Alternativ Litzenzaun: E-Drähte bzw. Litzen in 20, 40, 60, 90 und 120 cm, Spannung ca. 5000 Volt,
 Weidegerät: Entladeenergie 5 Joule 
  
Die unflexible Lösung – Maschendraht 
  • Gatter mit Maschendraht von mindestens 120 cm Höhe. 

  • Draht mindestens 30-50 cm eingraben, damit der Wolf sich 
nicht unter dem Zaum durch gräbt. 

  • Alternativer Untergrabungsschutz: 1 Meter breit Maschendraht 
bzw. ein Knotengitter vor dem Zaun auslegen. 

  • Alternativer Untergrabungschutz: 20 cm vor dem Zaun 
in 20 cm Höhe eine stromführende Litze oder Draht spannen. 

  • Schutz vor Überspringen: Breitbandlitze 20cm über 
dem Maschendraht anbringen. 

  • Schutz vor Überklettern: etwa in 100 cm Höhe etwa 20cm 
vor dem Zaun eine stromführende Litze oder Draht spannen. 

Da Wölfe bei Zäunen aus Maschendraht ohne Strom keine Vergrämung durch einen abschreckenden, schmerzhaften Stromschlag erhalten, wird ein stromloser Festzaun nicht empfohlen. 

Sofortmaßnahme Lappenzaun 
  • 50 cm lange und 20 cm breite Lappen in kurzem Abstand an eine Schnur genäht und straff zwischen Kunststoffpfählen spannen. 

  • Unterkante der Lappen max. 20 cm über dem Boden. 

  • 1 Meter Abstand vom herkömmlichen Zaun. 

  • Nie länger als 3 Wochen installieren, da Wölfe relativ schnell 
lernen, „durch die Lappen zu gehen“. 
Bild Herdenschutzhund  © NDR

Herdenschutzhunde und -esel

Herdenschutzhunde

Herdenschutzhunde leben von klein auf mit der Herde zusammen. Sie sehen die Schafe als ihr Rudel an, das sie bereit sind, gegen Feinde wie Wölfe zu verteidigen. Herdenschutzhunde sind keine Hütehunde!
Wie gut sie arbeiten, hängt stark von Aufzucht und Training der Hunde ab und erfordert deshalb auch viel Einsatz vom Halter. Anschaffung und Training sollten jedoch unbedingt von Fachleuten begleitet werden. Ungewolltes Verhalten, wie das Hetzen von Schafen oder aggressives Verhalten gegenüber Spaziergängern, lassen sich so am besten vermeiden.
Es sollten mindestens zwei Herdenschutzhunde in einer Schafherde eingesetzt werden. Typische Herdenschutzhunde, die auch in Deutschland eingesetzt werden, sind z.B. der Pyrenäenberghund, der Kangal, oder der Maremmano.

Herdenschutzesel

Esel laufen mit den Schafen mit, sind aber weitaus aufmerksamer. Sie melden Störungen lautstark an. Allerdings können sie bei einem Übergriff selbst Opfer von Wölfen werden, und es gibt kaum Erfahrungen mit Eseln als Herdenschützer in Deutschland.
Bild Koniks und Rinder © Cornelia Arens - KlickFaszination

Schutz von Kühen, Pferden und Gatterwild

Schutz von Kühen und Pferden

Wenn über Wochen und Monate Kühe auf der Weide ihre Kälber gebären, bekommen Raubtiere wie Fuchs und Wolf natürlicherweise davon Wind. Vor allem die Nachgeburt lockt mit ihrem blutigen Geruch Raubtiere an. Viele Wildtiermütter fressen sie deshalb sofort auf, was bei Kühen aber eher selten vorkommt. Trotzdem sind bei uns bislang Angriffe auf Pferde und Kühe, die im im natürlichen Herdenverband leben nur ganz vereinzelt vorgekommen. Die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs im Vergleich zu Schafen ist aber eher klein. 
Sind jedoch schon Angriffe in der Region erfolgt, so werden E-Drähte bzw. Litzen in 20, 40, 60, 90 und 120 cm Bodenabstand mit ca. 5000 V, Weidegerät: Entladeenergie 5 Joule, empfohlen. Die E-Drähte können auch von außen an einen bestehenden Zaun angebracht werden. Der Schutz sollte zumindest während der Abkalbezeit gewährleistet sein.

Schutz von Gatterwild

Wildschutzzäune sind in der Regel 1,80 bis 2 Meter hoch. Als zusätzlicher Schutz wird empfohlen:
  • Den Zaun 30 – 50 cm in den Boden einzulassen oder
  • ein Knotengitter mit dem Schutzzaun zu verbinden und in mindestens 1 Meter Breite rings um den Schutzzaun auszulegen oder
  • zwei Elektrolitzen in 20 cm und 100 cm Höhe und 20 cm Abstand von außen um den gesamten Zaun ziehen um diesen vor Untergraben und Überklettern zu schützen.
Bild WikiWolves und Freundeskreis im Zaunbau-Einsatz

Zweckgebundenes Herdenschutzkonto

Wir vom Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. haben uns als Aufgabe gestellt das Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch zu fördern. Die artgerechte Weidetierhaltung ist in unserer Gesellschaft das Konfliktfeld in dem die größte Umstellung stattfindet. Deshalb fördern wir einzelne Projekte die mit Herdenschutz zu tun haben.

Ein paar Beispiele: Druck und Verteilung von Herdenschutzflyern, Anschaffungskosten von den Herdenschutzhunden im Projekt „Herdenschutz bei Rindern“, Leihgebühren eines Minibaggers bei Einsätzen der Freiwilligen-Initiative WikiWolves, in der auch viele unserer Mitglieder aktiv sind, finanzielle Unterstützung und Mitwirkung beim Workshop “Wölfe in küstennahen Kulturlandschaften“ und aktuell übernehmen wir die Kosten für Hinweisschilder für den Einsatz von Herdenschutzhunden.

Auch weiterhin werden wir gezielt bestimmte Projekte unterstützen die mit Herdenschutz zu tun haben. Damit wir als kleiner Verein noch mehr in dieser Richtung bewegen können haben wir ein zweckgebundenes Herdenschutzkonto errichtet. Wir erhoffen uns dass sich Spender angesprochen fühlen, die genau hier Bedarf sehen und das Konfliktfeld Weidetier und Wolf entschärfen wollen.

Die Kontonummer lautet:
Commerzbank Nürnberg
IBAN: DE63760400610241327601
BIC: COBADEFFXXX 
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Dann dort bitte als Empfänger die E-Mail-Adresse unserer Schatzmeisterin
christiane.hundehege@freundeskreis-wolf.de 
eingeben und als Nachricht "Herdenschutz".
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