Wölfe und Wissenschaft -

Italienische Wölfe zeigen einen hohen Anteil an Wolf-Hund Hybridisierungen

In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts war die italienische Wolfpopulation nur noch etwa 100 Exemplare stark. Seit ihrer unter Schutz Stellung haben sie ein erstaunliches Comeback auf heute geschätzte 1300 bis 1800 Wölfen erlebt. Italienische Wölfe haben sich über den Appeninen-Kamm nach Frankreich und in die Schweiz ausgebreitet und werden auch in Spanien und Deutschland nachgewiesen. In den letzten Jahren wurde in Italien ein steigender Anteil an Wolf-Hund Hybridisierungen festgestellt. Basierend auf Untersuchungen in den Jahre 2000 bis 2009 ging man von einem Anteil von 2 bis 5 % aus. Man vermutete außerdem, dass sich Wolf-Hund Hybride in einer Wolfspopulation nicht vermehren.

Bild: Untersuchungsgebiet der Studie in Mittelitalien

Ein ganz anderes Bild zeigt eine Untersuchung durch Valeria Salvatori und Kollegen, die im European Journal of Wildlife Research erschienen ist. Sie haben in den Jahren 2012 bis 2014 in der Provinz Grosseto genetische Untersuchungen von Proben, die mit nicht-invasiven (Exkremente) und invasiven (Haare, Blut) Methoden gesammelt wurden, durchgeführt. Damit wurde festgestellt, wie hoch der Anteil an Wolf-Hund Hybridisierungen in den dortigen 13 Wolfsterritorien ist. Obwohl keine F1, also direkte Nachkommen von Hybridisierungen, gefunden wurden, konnte ein im Laufe der Jahre steigender Anteil an Wölfen mit einem Hybridisationshintergrund von 10 % (2012), 22,2% (2013) und 31,3 % (2014) festgestellt werden. Aufgrund von methodischen Einschränkungen vermuten die Autoren sogar, dass man heute in bis zu 50% der vorhandenen Wölfe Hundemarker nachweisen kann. Das zeigt, dass Wolf-Hund Hybride auch in einer wildlebenden Wolfspopulation überleben und sich weiter vermehren. Der hohe Anteil an Hybridisierungen ist charakteristisch für Regionen mit einem hohen Anteil wildlebender Hunde. Die Autoren appellieren an die zuständigen Behörden, Regularien zu entwickeln, um den Anteil an Hybriden zu verringern, und die vor vierzig Jahren noch relativ reine Wolfspopulation zu erhalten.


Quelle: Salvatori, V., Godinho, R., Braschi, C. et al. High levels of recent wolf × dog introgressive hybridization in agricultural landscapes of central Italy. Eur J Wildl Res 65, 73 (2019). 

https://doi.org/10.1007/s10344-019-1313-3


 

Link (Abstract): 

https://link.springer.com/article/10.1007/s10344-019-1313-3


Zusammenfassung: Reinhard Hehl

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