Wölfe und Wissenschaft -

Kommt der Goldschakal aus dem Baltikum zu uns?

Neben dem Wolf ist der Goldschakel ein weiterer Beutegreifer dessen Ankunft und Ansiedelung in Deutschland zu erwarten ist. Erste Exemplare werden regelmäßig gesichtet. Im Gegensatz zum Wolf war der Goldschakal in der Vergangenheit in Deutschland nicht heimisch. Wie eine solche Ansiedlung von statten gehen könnte, wie er dem Wolf aus dem Weg gehen könnte und welche Regionen für eine Ansiedlung geeignet sind, zeigt eine Studie von Peep Männil und Nathan Ranc in Estland

Bild: Fotografischer Beweis der seit 2013 bekannten Gebietsgruppe in Südwestestland, aufgenommen im August 2015 (Foto von Eugen Kaur)

In Estland gibt es seit 2013 eine reproduzierende Goldschakalpopulation, die trotz kontinuierlicher Bejagung stetig angestiegen ist. Als die ersten Goldschakale in Estland beobachtet wurden, wurden sie als nicht-heimische Art betrachtet und von 2013 bis 2015 unkontrolliert bejagt. In dieser Zeit wurden 12 Tiere erlegt und weitere 4 wurden bei Autounfällen getötet. Trotz der anfänglich unkontrollierten Bejagung konnte sich bis 2020 eine stabile Population aus 27 Familiengruppen etablieren. Heute ist der Goldschakal in Estland ein jagdbares Wild und die Jagdzeit ist vom 1. September bis 28. Februar. Der Goldschakal hat sich hauptsächlich in Küstenregionen angesiedelt und vermeidet dadurch den Wolf, der seine Hauptverbreitung im Inland hat. Durch die Etablierung einer stabilen und wachsenden Population in der Küstenregion Estlands ist mittel- bis langfristig eine Ausbreitung des Goldschakals auch nach Mitteleuropa zu erwarten. Wo der Goldschakal in Mitteleuropa seine ökologische Nische finden wird bleibt abzuwarten, da die Küstenregionen relativ stark besiedelt sind. Trotzdem hat der Goldschakal seine Anpassungsfähigkeit an den Menschen gezeigt, indem er sich in den Randgebieten der estnischen Hauptstadt Tallinn angesiedelt hat. Interessant ist auch wie sich Goldschakale auf die bodenbrütenden Vögel der Küstenregionen auswirken. Hier vermuten die Autoren zwar einen negativen Effekt, der aber durch einen negativen Effekt auf die Fuchs- und Marderhundpopulation kompensiert werden könnte. Eine Abnahme der Marderhundpopulation wurde in neu von Goldschakalen besiedelten Gebieten beobachtet. 


Quelle: Männil, P., Ranc, N. Golden jackal (Canis aureus) in Estonia: development of a thriving population in the boreal ecoregion. Mamm Res (2022).

 

Link (Abstract): https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs13364-021-00615-1 


Zusammenfassung: Reinhard Hehl


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