Wölfe und Wissenschaft -
Mitbestimmung von Interessengruppen bei der Entwicklung erfolgreicher Managementpläne

25.07.2020 - Der Wolf genießt unter der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der Europäischen Union einen hohen Schutzstatus der dazu geführt hat, dass er sich mittlerweile in viele mögliche Lebensräume in Europa ausgebreitet hat. Niemand hat vor der unter Schutz-Stellung und Ausbreitung des Wolfs die Interessengruppen in den betroffenen Regionen gefragt, wie sie zur Wiederbesiedelung durch den Wolf stehen und welche Managmentmaßnahmen sie sich vorstellen könnten um eine Koexistenz mit dem Wolf  zu ermöglichen. Aus diesem Grund hat die EU 2014 eine Plattform mit Vertretern verschiedener Interessensgruppen eingerichtet um Möglichkeiten der Koexistenz zu erarbeiten („EU Platform on coexistence between people and large carnivores“).
Bild: Location of the study sites with respect to the distribution of the large carnivores involved in the study: brown bear (Ursus arctos) and wolf (Canis lupus).
Valeria Salvatori und Kollegen haben in einer Arbeit direkt vor Ort in vier europäischen Regionen, die durch die Beutegreifer Wolf und Bär direkt betroffen sind, Interessensgruppen befragt um folgende Aspekte entstandener sozialer Konflikte zu untersuchen: Die Wahrnehmung der aktuellen Situation und die Beziehung zwischen den Interessengruppen. Verfügbarkeit und Zugang zu Informationen und Kommunikation. Wirtschaftliche, ökologische und soziale Auswirkungen. Förderung der Koexistenz und Förderung von Mitbestimmungsprozessen. Die Interessengruppen waren Farmer, Jäger, Institutionen, Wissenschaftler, Umweltorganisationen und Tierschutzorganisationen. Die Untersuchungen fanden in der Provinz Ávila, Spanien (Wolf), der Provinz Grosseto, Italien (Wolf), im Kreis Harghita, Rumänien (Bär) und in der Provinz Trento, Italien (Bär) zwischen Mai und November 2018 statt. Es wurden insgesamt 54 Befragungen durchgeführt.  Bei diesen Befragungen ergaben sich teilweise sehr heterogene Meinungen. Ein wichtiger Konsens der Befragungen war, dass die durch die Beutegreifer betroffenen Interessengruppen, sich konkrete Maßnahmen bei auftretenden Problemen wünschen wenn sie bei deren Lösung mitwirken sollen.

Quelle: Salvatori V, Balian E, Blanco JC, Ciucci P, Demeter L, Hartel T, Marsden K, Redpath SM, von Korff Y, Young JC (2020) Applying Participatory Processes to Address Conflicts Over the Conservation of Large Carnivores: Understanding Conditions for Successful Management. Frontiers in Ecology and Evolution 8:182 https://doi.org/10.3389/fevo.2020.00182 

Link (Volltext):  

Zusammenfassung: Reinhard Hehl
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