Wölfe und Wissenschaft -

Welchen Einfluss haben zuwandernde Wölfe auf die Fuchspopulation?

Der Fuchs gehört zu den Beutetieren des Wolfs. Deshalb ist es möglich, dass Wölfe einen negativen Einfluss auf die Fuchspopulation haben. Auf der anderen Seite könnten die Kadaver der von Wölfen gerissenen Tiere das Nahrungsspektrum der Füchse erweitern. Der Einfluss des zuwandernden Wolfs auf die residente Fuchspopulation wurde von Francesco Ferretti und Kollegen im Maremma Regionalpark in Italien untersucht. Eine stabile Wolfspopulation gibt es im 1975 etablierten Maremma Regionalpark seit 2015.

Bild: Untersuchungsgebiet im Maremma Regionalpark in Italien

Im Untersuchungszeitraum von 2017 bis 2018 war die Größe der beiden ansässigen Wolfsrudel vier bis acht Individuen in einem Rudel und mindestens sieben Individuen im zweiten Rudel. Die Dichte der Beutetiere wie Wildschwein, Damwild und Rehwild wurde auf 30 Tiere pro 100 Hektar geschätzt. Keine Angaben wurden zur Größe der Fuchspopulation gemacht. Freilebende Hunde wurden im Untersuchungsgebiet zum Untersuchungszeitraum nicht festgestellt. Die Beutetiere von Wolf und Fuchs wurden anhand von nicht-verdauten Körperteilen im Kot der Tiere bestimmt. Zwischen November 2017 und Oktober 2018 wurden 292 (Wolf) und 665 (Fuchs) Kotproben untersucht. Für die Untersuchung ob sich Fuchs und Wolf zeitlich und räumlich ausschließen, wurden 21 Kamerafallen eingesetzt deren Positionen im Untersuchungsgebiet alle vier Wochen verändert wurden. Um eine Veränderung bei der Nutzung von Beutetieren durch den Fuchs festzustellen, wurden die eigenen Ergebnisse mit einer früheren Studie verglichen. Beim Vergleich der Beutetiere zwischen Wolf und Fuchs wurden in der aktuellen Studie große Unterschiede festgestellt. 90 % der Beutetiere des Wolfs waren freilebende Huftiere und 10 % kleinere Säugetiere. Beim Fuchs bestand der größte Anteil Beutetiere aus Wirbellosen sowie aus Früchten (insgesamt 84 %). Im Vergleich zu der früheren Studie war dieser Anteil in der aktuellen Studie niedriger und der Anteil großer Säugetiere bei der Nahrung der Füchse nahm im Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet um einen Faktor von 2,8 bis 3,5 zu. Zeitlich und räumlich schlossen sich Wölfe und Füchse nicht aus. Der Fuchs meidet den Wolf nicht.

Aufgrund dieser Ergebnisse schlossen die Autoren, dass sich das Nahrungsspektrum der Füchse aufgrund der Anwesenheit der Wölfe verändert hat, aber kein negativer Einfluss der Wölfe auf die Fuchspopulation festzustellen ist.

Quelle: Francesco Ferretti, Giada Pacini, Irene Belardi, Bouke ten Cate, Marco Sensi, Raquel Oliveira, Mariana Rossa, Lucia Burrini, Sandro Lovari, Recolonizing wolves and opportunistic foxes: interference or facilitation?, Biological Journal of the Linnean Society, Volume 132, Issue 1, January 2021, Pages 196–210.

 

Link (Abstract):  https://doi.org/10.1093/biolinnean/blaa139


Zusammenfassung: Reinhard Hehl

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