Wölfe und Wissenschaft -

Wie viele Rudel leben in einem Gebiet?  

Aktuelle Populationsdaten sind eine wichtige Grundlage für das Wolfsmanagement. Um die Anzahl von Wolfsrudel in einem bestimmten Territorium zu bestimmen, können mehrere Methoden eingesetzt werden: Fotografische Nachweise, nicht-invasive genetische Untersuchungen und Wolfsheulen, wobei das Wolfsheulen nicht unbedingt zu den in Deutschland etablierten Methoden zählt. Um die verschiedenen Methoden zu vergleichen, haben Arianna Dissegna und KollegInnen in einer in der Zeitschrift Gene erschienen Arbeit diese in einem Wolfsgebiet in Italien eingesetzt.

Bild: Das Untersuchungsgebiet in den nördlichen Apenninen Italiens

Dazu haben die AutorInnen der Arbeit in einem Schutzgebiet in den nördlichen Apenninen gleichzeitig drei Techniken angewandt: Wolfsheulen, Kamerafallen und nicht-invasive genetische Stichproben. Das Ziel war es, die Mindestanzahl von Rudeln während eines biologischen Wolfsjahres zu zählen und die Vor- und Nachteile jeder Technik zu bewerten. Weiterhin sollten die Ergebnisse aus verschiedenen Kombinationen dieser drei Methoden verglichen werden, um zu prüfen, wie der Aufwand der Probenahme die Ergebnisse beeinflussen kann.

Die AutorInnen fanden heraus, dass die Identifizierung von Rudeln kaum vergleichbar ist, wenn die Methoden einzeln und mit geringem Probenahmeaufwand angewandt werden: Durch Wolfsgeheul wurden neun, durch Kamerafallen 12 und durch nicht-invasive genetische Probenahmen acht Rudel identifiziert. Ein erhöhter Probenahmeaufwand führte aber zu einheitlicheren und vergleichbaren Ergebnissen bei allen verwendeten Methoden. Die Integration der drei Techniken ergab die höchste Anzahl nachgewiesener Rudel, nämlich 13, allerdings mit dem höchsten Aufwand und den höchsten Kosten.

Eine gemeinsame standardisierte Probenahmestrategie sollte bei der Untersuchung schwer fassbarer Großraubtiere wie dem Wolf Vorrang haben und den Vergleich wichtiger Populationsparameter sowie die Entwicklung gemeinsamer und wirksamer Managementpläne zur Bestandserhaltung ermöglichen.


Quelle: Dissegna, Arianna, et al. "How to Choose? Comparing Different Methods to Count Wolf Packs in a Protected Area of the Northern Apennines." Genes 14.4 (2023): 932.


Link (Volltext): https://www.mdpi.com/2073-4425/14/4/932


Zusammenfassung: Reinhard Hehl


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