Wölfe und Wissenschaft -

400.000 Jahre Wolf in Europa

Lange bevor aus dem Wolf (Canis lupus) der Hund domestiziert wurde, gab es schon Wölfe in Europa. Man geht davon aus, dass der heute existierende Wolf aus Canis mosbachensis entstanden ist, der schon sehr viel früher nachweisbar ist und eine gewisse Zeit mit dem modernen Wolf gemeinsam vorgekommen aber dann ausgestorben ist. Wann es bereits den heutigen Wolf gab wurde auf der Grundlage fossiler Daten von David Iurino und KollegInnen bestimmt.

Bild: Schädelreste mittelpleistozäner wolfsähnlicher Caniden aus Europa zur Zeit des Übergangs von Canis mosbachensis zu Canis lupus

Vor ca. 450.000 bis 350.000 Jahren, im Mittelpleistozän wurde Canis mosbachensis vom heutigen Wolf Canis lupus abgelöst. Fossile Funde aus dieser Epoche wurden in der Regel aufgrund ihrer Größe entweder Canis mosbachensis oder Canis lupus zugeschrieben wobei Canis mosbachensis kleiner war als Canis lupus. Eindeutige morphologische Kriterien fehlten aber in der Regel. Dies änderte sich mit dem Fund eines fragmentierten Wolfsschädels (Cranium) aus der Gegend von Ponte Galerium (Rom, Italien), der aufgrund von Sedimenten an den Schädelfragmenten auf ein Alter von ca. 407.000 Jahren datiert werden konnte. Aufgrund von morphologischen Daten, insbesondere der Stirnhöhle, und ihrem Vergleich mit dem modernen Wolf, ergab sich ein erster Hinweis darauf, dass es sich um Canis lupus handelt. Diese Befunde wurden durch weitere Untersuchungen, insbesondere einer Computertomographie, weiter unterstützt. Damit ist der Wolf von Ponte Galerium mit hoher Wahrscheinlichkeit ein moderner Wolf, den es auch heute noch in Europa gibt. Dabei verbleiben aber Fragen zum Artstatus des kleineren Canis mosbachensis wobei zu klären ist ob es sich dabei um eine separate Art oder einen sogenannten Morphotyp von Canis lupus handelt. 


Quelle: Iurino, D.A., Mecozzi, B., Iannucci, A. et al. A Middle Pleistocene wolf from central Italy provides insights on the first occurrence of Canis lupus in Europe. Sci Rep 12, 2882 (2022).

 

Link (Volltext): https://www.nature.com/articles/s41598-022-06812-5 


Zusammenfassung: Reinhard Hehl


Share by: