Wölfe und Wissenschaft -

Akustisches Wolfsmonitoring in Italien

Für das Monitoring der Wolfspopulationen werden die unterschiedlichsten Methoden eingesetzt. Fotofallen, DNA Nachweise sowie direkte Beobachtungen. Interessant wird es, wenn Wölfe an ihren Stimmen erkannt werden. Der Verhaltensforscher Erik Zimen hat in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts zusammen mit Luigi Boitani diese Methode eingesetzt, um die letzten 100 Wölfe der Abruzzen in Italien zu studieren. Um diese aufzuspüren wurde das Heulen fremder Wölfe abgespielt, um dadurch eine Antwort der freilebenden Tiere zu provozieren und somit deren Anwesenheit zu dokumentieren. Anhand dieser Lautäußerungen können individuelle Tiere unterschieden werden und es kann auf die Anzahl verschiedener Rudel in einem Gebiet geschlossen werden.

Bild: Untersuchungsgebiet

Eine solche Untersuchung wurde von Claudia Russo und KollegInnen über zwei Jahre im toskanischen Teil des Apennins in Italien durchgeführt. Die bekannteste akustische Lautäußerung des Wolfs ist das Heulen, welches von anderen Wölfen auf einer Distanz von 11 km in Waldgebieten und 16 km in der Tundra gehört werden kann. Durch das Heulen findet Kommunikation innerhalb des Rudels statt und anderen Rudeln wird ein besetztes Territorium signalisiert, welches unter Umständen vom residenten Wolfsrudel verteidigt wird. Die Toskana hat in Italien die größte Dichte an Wolfsrudeln und ist deshalb für das akustische Monitoring besonders gut geeignet. 

Dazu haben die AutorInnen der Arbeit an sieben unterschiedlichen Orten durch Abspielen von Wolfsgeheul, die Antwort freilebender Wölfe ausgelöst und dokumentiert. Von besonderem Interesse war dabei, ob es, je nach vorhandener Vegetation, zu einer Anpassung der Lautäußerungen kommt. Die Studie wurde im Sommer durchgeführt, da durch die Anwesenheit von Welpen eine Konzentration der Wölfe eines Rudels an sogenannten Rendezvous Sites stattfindet. Zwischen 2011 und 2012 wurden insgesamt 37 Aufnahmen sogenannter „chorus howls“ aufgenommen. Das ist das gemeinsame Heulen eines Rudels. Aus den Aufnahmen konnte auf die Mindestzahl von Wölfen (4 bis 7) pro Rudel und die Anwesenheit von Welpen geschlossen werden. Aufgrund der Aufnahmen konnte ein Modell zur akustischen Unterscheidung der Rudel generiert und getestet werden. Außerdem konnte die Distanz der sieben Rudel untereinander ermittelt werden. Mit Hilfe der Studie wurde festgestellt, dass, nachdem von fünf anwesenden Wolfsrudeln ausgegangen wurde, insgesamt sieben Rudel im Untersuchungsgebiet heimisch sind. Weiterhin ergaben die Aufnahmen, dass es sich bei zwei angenommenen Wolfsrudeln in einem Gebiet tatsächlich um ein Wolfsrudel handelt. Das akustische Monitoring stellt somit eine deutliche Bereicherung im Repertoire der Methoden für das Wolfsmonitoring dar. 

Quelle: Claudia Russo, Francesca Cecchi, Marco Zaccaroni, Claudia Facchini & Paolo Bongi (2020): Acoustic analysis of wolf howls recorded in Apennine areas with different vegetation covers, Ethology Ecology & Evolution, DOI: 10.1080/03949370.2020.1746403.

 

Link (Abstract):   https://doi.org/10.1080/03949370.2020.1746403 

Der Volltext der Studie kann als PDF hier geladen werden: Link


Zusammenfassung: Reinhard Hehl

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