Wölfe und Wissenschaft -

Aus der Luft gegriffen; Wolfsnachweis einmal anders

Der Nachweis von Wölfen mittels DNA-Untersuchungen ist heute eine Standardmethode zur Unterscheidung des Wolfs vom Hund und zur Bestimmung des individuellen Tiers und seines Geschlechts. Für einen solchen Nachweis braucht man Proben aus denen DNA isoliert werden kann. Dazu verwendet man entweder Wolfskot, an dem Darmzellen anhaften, Speichelproben aus Bisswunden oder Haare, die noch Haarwurzel-Zellen haben. Eine ganz andere Methode wurde nun von Christina Lynggaard und KollegInnen entwickelt. Die DNA wird aus der Luft geholt.

Bild: Die Probenahmestellen und luftgetragenen eDNA-Nachweise von Wirbeltierarten

Wäre der Wolf, genauer gesagt seine domestizierte Variante der Hund, nicht bei den nachgewiesenen Tierarten dabei gewesen, diese Arbeit hätte es vielleicht nicht auf die Wolfsfreunde-Seite geschafft. Die in der Arbeit beschriebene Methode basiert auf dem Nachweis der Tierarten durch sogenannte „environmental DNA (eDNA)“, auf deutsch DNA aus der Umwelt. eDNA heftet an Partikel, die durch die Luft gleiten. Das können Staub, Sand, Pollen oder Aerosole sein. Die Autoren haben ihre Untersuchung im Kopenhagener Zoo gemacht. Das Sammeln der Proben geschah an drei Orten. Im Freien, in einem Regenwaldhaus und in einem Stall. Dabei wurde angesaugte Luft gefiltert und die im Filter zurückgebliebenen Partikel wurden auf DNA untersucht. Dies geschah durch die sogenannte Polymerase-Kettenreaktion, die generell zum Nachweis von DNA eingesetzt wird und mit der auch der Wolfsnachweis beim Monitoring durchgeführt wird. Bei den Untersuchungen im Kopenhagener Zoo konnten fast alle Tierarten nachgewiesen werden, insbesondere solche deren Gehege mehrere hundert Meter von der Probenahme-Stelle entfernt waren. Wölfe werden in dem Zoo zwar nicht gehalten, doch wurde an allen drei Probenahme-Stellen DNA aus Hunden nachgewiesen. Diese muss entweder von mitgeführten Hunden der Zoobesucher stammen oder aus der näheren Umgebung des Zoos. Wenn DNA von Hunden nachgewiesen werden kann, so kann mit Sicherheit auch die DNA des Wolfs nachgewiesen werden. Es bleibt die Frage, ob der Nachweis von Wölfen durch eDNA Einzug ins Wolfsmonitoring finden wird. 


Quelle: Lynggaard C, Bertelsen MF, Jensen CV, Johnson MS, Frøslev TG, Olsen MT, Bohmann K (2022) Airborne environmental DNA for terrestrial vertebrate community monitoring. Current Biology 32: 701-707.e705.

 

Link (Volltext): https://doi.org/10.1016/j.cub.2021.12.014 


Zusammenfassung: Reinhard Hehl


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