Wölfe und Wissenschaft -

Die Ausbreitung der alpinen Wolfspopulation 

Die Ausbreitung des Wolfs in den Alpen ist eine Erfolgsgeschichte die 1993 mit dem ersten alpinen Wolfspaar begann und bis 2021, aufgrund des exponentiellen Wachstums der Population, auf 243 reproduzierbare Einheiten, bestehend aus etablierten Rudeln (206) und neu geformten Paaren (37), anwuchs. Diese Erfolgsgeschichte wird in einer in der Zeitschrift Animals erschienenen Arbeit von Francesca Marucco und KollegInnen dokumentiert.

Bild: Verteilung der Reproduktionseinheiten in den Alpen in den Jahren 1996-1997 (a), 2003-2004 (b) und 2008-2009 (c), zusammen mit dem Wolfsvorkommen für 2011-2012 (d), 2015-2016 (e) und 2020-2021 (f)

Eine besondere Herausforderung für die WissenschaftlerInnnen war das gemeinsame Monitoring des Wiederansiedlungsprozesses des Wolfs in den Alpen in sieben Länder: Italien, Frankreich, Österreich, Schweiz, Slowenien, Liechtenstein und Deutschland. Dazu haben sie zunächst eine Arbeitsgruppe, die „Wolf Alpine Group“ (WAG), gegründet, um eine Koordination zwischen den Wildtierexperten der verschiedenen Länder zu gewährleisten.

Ausgehend von den nationalen Wolfsmonitoring-Systemen und -Strategien haben die AutorInnen die Wölfe im Alpenraum als eine biologische Einheit betrachtet. Der kombinierte grenzüberschreitende Datensatz zeigt eine erhebliche Zunahme der Anzahl von Rudeln und Paaren, insbesondere in den letzten Jahren. Territorial lebende Einzeltiere wurden nicht einbezogen, da sie nicht zur Reproduktion beitragen. Das Muster eines exponentiellen Wachstums wurde auch bei anderen Prozessen der Wiederbesiedlung mit Wölfen, sowohl in der mitteleuropäischen Population in Deutschland als auch in Polen, beobachtet. Dieser Anstieg der Population wurde hauptsächlich durch die Besiedelung neuer geeigneter Lebensräume ermöglicht. Die Abbildung zeigt wie sich der Wolf anfangs von den Südwestalpen ausgebreitet hat. Später kam die Ausbreitung der dinarischen Balkanpopulation aus den Ostalpen dazu.

Die Arbeit zeigt wie wichtig ein grenzüberschreitendes gemeinsames Monitoring ist, denn grenzüberschreitende Territorien würden bei der Bestimmung der Populationsgröße in den Alpen bei einer einfachen Aufsummierung der nationalen Daten doppelt gezählt. Mit der weiteren Ausbreitung der Wolfspopulation sind neue Herausforderungen zu erwarten. Es wird immer schwieriger, benachbarte Rudel in Gebieten mit hoher Populationsdichte zu unterscheiden. Dies erfordert den intensiven Einsatz von genetischen Analysen oder die gleichzeitige Verwendung von Kamerafallen und Wolfsgeheul mit aktiver oder passiver akustischer Überwachung.

Die AutorInnen haben mit der WAG ein groß angelegtes Netz von Forschenden geschaffen um künftige Bestandsabschätzungen zu gewährleisten und auch neue Herausforderungen ins Blickfeld zu rücken. Die Gründung der WAG hat auch entscheidend dazu beigetragen, das Bewusstsein für die internationalen Aspekte der Wolfspopulation zu schärfen, den Austausch bewährter Praktiken bei einer sehr umstrittenen Art zu fördern und einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Erhaltung der biologischen Vielfalt zu leisten.


Quelle: Quelle: Marucco, Francesca, et al. "Transboundary Monitoring of the Wolf Alpine Population over 21 Years and Seven Countries." Animals 13.22 (2023): 3551.


Link (Volltext): https://www.mdpi.com/2076-2615/13/22/3551


Zusammenfassung: Reinhard Hehl


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