Wölfe und Wissenschaft -

Sozialverhalten bei Wölfen  

Prosozialität kommt bei vielen Arten vor und ist wahrscheinlich ein entscheidender Faktor für das Überleben von in Gruppen lebenden Tieren. In der vorliegenden Arbeit wird prosoziales Verhalten beim Wolf als soziales Feedback der Rudelmitglieder auf ein bestimmtes Verhalten eines einzelnen Tieres beschrieben das darauf abzielt, das Verhalten zu fördern. Da in Gruppen lebende Tiere mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, z. B. Kühnheit, bekanntlich Vorteile für ihre Gruppe bieten, könnten kühne Handlungen mehr prosoziales Feedback erhalten als andere Handlungen.

Bild: Der experimentelle Aufbau

Die Studie von Hana Tebelmann und Udo Gansloßer zielt darauf ab, festzustellen, ob kühnes Verhalten häufiger mit prosozialem Verhalten beantwortet werden könnte. Sie definieren soziale Belohnung als prosoziale Verhaltensweisen, die als direkte Reaktion auf ein erwünschtes und gruppennützliches Verhalten, d.h. ein mutiges Verhalten, gezeigt werden und darauf abzielen, das Verhalten zu fördern.

Dazu untersuchten sie die Unterschiede in der Häufigkeit des Auftretens von prosozialen Verhaltensweisen nach drei verschiedenen Einzelaktionen in zwei Gruppen von Wölfen im Zoo Wingst und im Wildpark Schwarze Berge. Ihr Ziel war es, die Entwicklung einer sozialen Belohnungsverhaltenskategorie als Teil sozialer Feedback-Mechanismen zu skizzieren und auf Unterschiede zwischen den Einflüssen einzelner Verhaltensweisen auf die Wahrscheinlichkeit einer prosozialen Verhaltenskette zu testen. Sie testeten zusätzlich die möglichen Einflüsse von Alter, Geschlecht und Persönlichkeit auf die Häufigkeit von neuen Interaktionen.

Sie präsentierten den Wölfen ein neues, den Wölfen bisher nicht bekanntes Objekt (Abbildung), welches durch ziehen an einer Leine Futter spendet und untersuchten die Reaktion der anderen Wölfe auf dieses kühne Verhalten des einzelnen Wolfs.

Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass auf mutige Interaktionen häufiger mit prosozialem Verhalten reagiert wird. Kühnes Verhalten wird möglicherweise häufiger sozial belohnt, weil es für in Gruppen lebende Tiere von Vorteil ist. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um zu untersuchen, ob mutiges Verhalten häufiger mit prosozialem Verhalten beantwortet wird, und um das Phänomen der sozialen Belohnung zu untersuchen.


Quelle: Tebelmann, Hana, and Udo Gansloßer. "Social Reward Behaviour in Two Groups of European Grey Wolves (Canis lupus lupus)—A Case Study." Animals 13.5 (2023): 872.


Link (Volltext): https://www.mdpi.com/2076-2615/13/5/872


Zusammenfassung: Reinhard Hehl


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