Wölfe und Wissenschaft -
Wildschweine sind die Hauptbeutetiere des Wolfs in den Karpaten Rumäniens

18.12.2019 - In Rumänien herrscht eine Situation die sich deutsche Jäger vielleicht wünschen würden. Wohingegen bei uns das Reh den größten Anteil an den Beutetieren des Wolfs hat, ist es in den südöstlichen Karpaten Rumäniens das Wildschwein. Das geht aus einer Studie von Teodora Sin und Kollegen hervor die den Anteil der Beutetiere des Wolfs anhand von Wolfskot bestimmten. 
Abb.: Lage des Untersuchungsgebietes in den südöstlichen rumänischen Karpaten

Die Studie wurde in einem 600 km2 großen Gebiet in einem südlichen Sektor der Rumänischen Karpaten durchgeführt. Insgesamt wurden 236 Kotproben untersucht, von denen 115 im Winter und 121 im Sommer gesammelt wurden. Diese wurden in der Zeit von November 2013 bis Oktober 2014 an bestimmten, wiederholt aufgesuchten Stellen im Untersuchungsgebiet gesammelt. 

Eine besondere Herausforderung bestand darin, den Kot der Wölfe vom Kot freilaufender Hunde zu unterscheiden. Das war vor allem ein Problem während der Sommermonate. Zu dieser Zeit wurde es vermieden Kotproben in einem Umkreis von 2 km um begleitete Schafsherden zu sammeln. Bei diesen Untersuchungen kam heraus, dass 87,62 % der kalkulierten Biomasse der Beutetiere Wildschwein, Reh oder Hirsch zuzuschreiben sind. Davon hat das Wildschwein mit 72,19 % den größten Anteil. 11,22 % der Biomasse erbeuteter Tiere sind Haustiere wobei der größte Anteil mit 7,12 % auf Hunde entfällt. Der hohe Anteil an Wildschweinen unter den Beutetieren ist nicht auf eine im Vergleich zum Rothirsch und Reh höhere Population zurückzuführen. Mit geschätzten 962 Individuen war das Wildschwein zwar die häufigste Art, jedoch Reh (632 Individuen) und Rothirsch (667 Individuen) waren zusammen häufiger als das Wildschwein. Im Vergleich zum Wildschwein (72,19 %) hatten sie aber zusammen nur einen Anteil von 15,43 % an der Biomasse der Beutetiere. Der hohe Anteil von Hunden an der Biomasse der Beutetiere wird von den Autoren kritisch gesehen. Zum einen wegen möglicher Krankheitsübertragungen, aber auch wegen der Gefahr von Wolf-Hund Hybridisierungen.


Quelle: Sin T, Gazzola A, Chiriac S, Rîșnoveanu G (2019) Wolf diet and prey selection in the South-Eastern Carpathian Mountains, Romania. PLOS ONE 14(11): e0225424.


Link (kompletter Artikel):  

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0225424


Zusammenfassung: Reinhard Hehl

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