Wölfe und Wissenschaft -

Wolfsgeheul zum Schutz der Landwirtschaft

Das Abspielen von Wolfsgeheul dient nicht nur dem akustischen Wolfsmonitoring, sondern kann auch dazu genutzt werden landwirtschaftliche Nutzflächen vor Schäden durch Wildtiere zu schützen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Anna Widén und KollegInnen, die Kamerafallen eingesetzt haben um bei Anwesenheit von Wildtieren wie Hirschen, Rehen und Wildschweinen diese durch das Abspielen von Hunde-, Menschen- und Wolfsstimmen zu vergrämen

Bild: Vergleich des Abspielens von Stimmen

Besonders Huftiere wie Damwild, Rotwild, Rehe und Wildschweine verursachen große Schäden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Schäden durch Huftiere sind die Ursache von hohen Kompensationszahlungen, die laut dieser Arbeit in einzelnen europäischen Ländern bis zu 13 Millionen Euro jährlich betragen können. Auf der anderen Seite werden Huftiere als wichtiger Teil des Ökosystems gesehen. Sie dienen als Beutetiere für große Fleischfresser sowie als Jagdbeute bei den Jägern. Die letale Kontrolle der Huftierpopulationen ist ein wichtiger Faktor beim Schutz der Landwirtschaft, jedoch bei bestimmten Arten mit hoher Produktivität, wie Wildschweine, wenig erfolgreich. Deshalb wurde in der vorliegenden Arbeit untersucht, ob es Alternativen zur Jagd gibt. Diese beruhen auf der „Ökologie der Furcht“ die Wildtiere dazu bringen zum Beispiel bei akustischer Wahrnehmung der Gefahr, dieser aus dem Weg zu gehen. Für die akustische Abschreckung der Huftiere wurde das sogenannte „Activated Behavioural Response“ (ABR) System eingesetzt. Sobald Kamerafallen die Huftiere detektieren werden Beutegreiferstimmen abgespielt. Die Effektivität dieses Systems wurde auf landwirtschaftlichen Nutzflächen in Südschweden mit verschiedenen Versuchsansätzen und Kontrollen getestet. Die landwirtschaftlichen Betriebe in dieser Gegend vergeben auch Jagdlizenzen weshalb ein hoher Bestand an Huftieren durch winterliche Zusatzfütterung erhalten wird. Die Experimente wurden auf sieben, 15 bis 28 Hektar großen Feldern mit Winterweizen, die mindestens 4 km Abstand voneinander hatten, durchgeführt. Jede Versuchsfläche wurde mit vier bis fünf Kamerafallen ausgestattet, die bei Detektion von Huftieren das Abspielen von Beutegreiferstimmen mit einem ABR System auslösen. In den ersten zwei Wochen nach Aufstellung des Systems wurde das ABR noch nicht ausgelöst, um die Huftiere an die Kamerafallen zu gewöhnen.

Nach Aktivierung des Systems konnte eine starke Reduktion der Huftiere sowie der daraus folgenden Schäden auf den Versuchsflächen im Vergleich zu den Kontrollflächen festgestellt werden. Auch wenn die Ergebnisse der Studie vielversprechend sind, bleibt die Frage ob so ein System langfristig praktikabel und rentabel ist.

Quelle: Anna Widén, Michael Clinchy, Annika M. Felton, Tim R. Hofmeester, Dries P.J. Kuijper, Navinder J. Singh, Fredrik Widemo, Liana Y. Zanette, Joris P.G.M. Cromsigt (2022), Playbacks of predator vocalizations reduce crop damage by ungulates, Agriculture, Ecosystems & Environment, Volume 328, DOI: 10.1016/j.agee.2022.107853.

 

Link (Volltext): https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0167880922000020?via%3Dihub 


Zusammenfassung: Reinhard Hehl


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