Wölfe und Wissenschaft -
Zentralpolen, ein genetischer Schmelztiegel
für Wölfe

10.01.2020 - Die Rekolonisierung Mitteleuropas warf die Frage auf woher diese Wölfe ursprünglich kamen. Die westpolnische Wolfspopulation hat ihren Ursprung in der baltischen Tieflandpopulation und breitet sich weiter nach Westen aus. Genetische Untersuchungen von Maciej Szewczyk und Kollegen an 874 polnischen Wölfen aus allen Regionen Polens sowie Litauens und den Karpaten ergaben nun ein wesentlich differenzierteres Bild der polnischen Wolfspopulationen. 
Abb.: Raumprojektion der GENELAND-Ergebnisse
Es konnten deutliche genetische Unterschiede zwischen den westpolnischen Wölfen, denen aus Litauen und denen aus den Karpaten festgestellt werden. Die untersuchten genetischen Marker fanden sich allerdings alle in der Wolfspopulation in Zentralpolen wieder, die sozusagen einen genetischen Schmelztiegel für Wölfe bildet. 
Weitere überraschende Befunde der Arbeit war die Besiedlung der Sudeten, dem Gebirge an der Grenze zwischen Polen und Tschechien, durch westpolnische Flachlandwölfe und die Einwanderung von Wölfen aus den Karpaten in die zentralpolnische Flachlandpopulation. Diese Befunde stellen die bisherige Unterscheidung zwischen Flachlandwölfen und Karpatenwölfen bzw. Bergwölfen in Frage. 
Die Arbeit ist ein wichtiger Beitrag bei der Definition sogenannter „Management Units“ (MU) für den Wolfsschutz. Bisher wurden MUs, oder Populationen, auf der Basis geographischer Strukturen, Lebensraumqualität, und der Möglichkeit zur weiteren Ausbreitung definiert. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass auch genetische Eigenschaften in MUs einfließen sollten. Die Autoren schlagen vor, dass die baltische, zentraleuropäische sowie die Karpatenpopulation als separate MUs betrachtet werden.

Quelle: Szewczyk M, Nowak S, Niedźwiecka N, Hulva P, Špinkytė-Bačkaitienė R, Demjanovičová K, Bolfíková BČ, Antal V, Fenchuk V, Figura M, Tomczak P, Stachyra P, Stępniak KM, Zwijacz-Kozica T, Mysłajek RW. Dynamic range expansion leads toestablishment of a new, genetically distinct wolf population in Central Europe. Sci Rep. 2019 Dec 12;9(1):19003.

Link (kompletter Artikel):  

Zusammenfassung: Reinhard Hehl
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